Archivrecherchen – Warum oft der Zufall zu einem „Treffer“ führt

siegfried-dahms-300In historischen Forschungen verbringt man viel Zeit in den verschiedenen Archiven. Für das Stadthistoriker-Projekt sind das zunächst das Stadtarchiv und das Hessische Hauptstaatsarchiv. Das man aber auch an ganz anderer Stelle fündig werden kann, wurde mir aktuell wieder bewusst gemacht – und nicht selten ist es der Zufall, der auf einen Archivbestand aufmerksam macht.

Mein Forschungsprojekt beschäftigt sich mit dem Kunstmarkt in Wiesbaden. Einer meiner ersten Schritte war es deshalb, die Kunsthändler dieser Zeit herauszufinden. Fündig wurde ich im Stadtarchiv Wiesbaden. Dabei stieß ich unter anderem auf den Namen der Kunsthistorikerin Elisabeth Adelsberger. Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte Adelsberger einen Antrag auf „Erhaltung der Lizenz für Kunsthandlung“ in der Taunusstraße 28. Darin mussten die Kunsthändler ihre „Unschuld“ in Bezug auf den Nationalsozialismus bestätigen. Adelsberger gab deshalb an:

„Ich war seit der Gründung der Demokratischen Partei 1918 deren Mitglied und seit 1925-1933 im Vorstand dieser Partei. 1934 war ich wegen Zugehörigheit zur Widerstandsbewegung 1 Jahr im Gefängnis der Gestapo 1944 aus politischen Gründen (…). Ich habe niemals Gegenstände aus jüdischem Besitz gekauft, noch Gegenstände in ehemals besetzten Ländern erworben.“

Elisabeth Adelsberger wurde natürlich der weitere Kunsthandelsbetrieb von offizieller Stelle gestattet.

In einem ganz anderen Zusammenhang ackerte ich kürzlich das Findbuch zum Bestand B 323 Treuhandverwaltung von Kulturgut  des Bundesarchiv Koblenz durch. Dort stieß mir dann der Name „Elisabeth Adelsberger, Wiesbaden“ auf – im Archivbestand zu den „Ankäufen für den ‚Sonderauftrag Linz‘ aus dem deutschen und österreichischen Kunsthandel und Privatbesitz“. War Adelsberger also doch in den NS-Kunstraub verwickelt? Oder handelt es sich um eine zufällige Namensgleichheit? Das werde ich demnächst in Koblenz herausfinden und an dieser Stelle darüber berichten.

 

Über Hinweise zu dieser Kunsthändlerin bin ich den Lesern sehr dankbar!

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